Matthias Matting: Beim verlagsunabhängigen Publizieren von Büchern haben sich die Strukturen enorm professionalisiert

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Matthias Matting Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Matthias Matting. Ich bin Journalist und Autor oder auch Autor und Journalist – das hängt vom Wochentag und der Uhrzeit ab. Als Journalist schreibe ich beim Nachrichtenmagazin FOCUS über Forschung und Technik. Als Autor habe ich zunächst Sachbücher verfasst – etwa über die Geschehnisse in Japan nach der Fukushima-Katastrophe (“Der neue Buchpreis 2011”), über den Amazon Kindle (Amazon-Bestseller 2011), über das Self Publishing (work in progress) oder über Quantenphysik.

Inzwischen versuche ich mich auch an Belletristik, nämlich mit einem Fantasy-Buch (Meltworld Shanghai) und einem Thriller (Beisha – Getötet), die beide in Shanghai spielen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich teile meine Arbeitszeit seit einem Jahr gewissermaßen zwischen der Kurz- und der Langform des Schreibens auf. An den Tagen, an denen ich in der Redaktion bin, bestimmen natürlich die Anforderungen des Tagesgeschäfts meine Zeit. Aber im Grunde läuft es ähnlich wie an meinen Schreib-Tagen: Je nach Stadium des Projekts steht zunächst die Recherche im Vordergrund. Die versuche ich auch beim Buch absolut professionell aufzuziehen. Für “Meltworld Shanghai” und “Beisha – Getötet” war ich zum Beispiel drei Mal in der chinesischen Großstadt. Danach folgen die Arbeit am Text, inklusive Lektorat, und schließlich die Nachbearbeitung. Letztlich geht es immer um eine Geschichte.

Was mir als Self Publisher von Büchern zusätzlich noch obliegt, sind Dinge wie Grafik und Marketing, die in der Redaktion natürlich andere übernehmen. Das macht es aber auch spannend. Etwa eine Stunde täglich bin ich mit den Lesern in Kontakt. Ich beantworte Fragen per E-Mail oder via Facebook oder bin in diversen Foren und auf Blogs unterwegs.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Beim verlagsunabhängigen Publizieren von Büchern haben sich die Strukturen enorm professionalisiert. Ich habe auf dieselben Ressourcen Zugriff wie ein Verlag. Ich kann einen wirklich guten Lektor meine Texte prüfen lassen, die Print-Layouts kommen von einem Profi, und für Coverbilder und Illustration habe ich ein ganzes Netz von Grafikern weltweit. Das liegt auch daran, dass Verlage viele dieser Tätigkeiten ausgelagert haben.

Der Nachteil besteht darin, dass ich ein höheres Risiko auf mich nehmen muss – aber das wird vom höheren potenziellen Gewinn aufgewogen. Außerdem macht es mir  zumindest Spaß, mich nicht nur um das Schreiben zu kümmern. Das kommt sicher nicht für jeden Autor in Frage. Deshalb glaube ich auch nicht, dass die Verlage aussterben werden – sie müssen sich nur noch stärker als Dienstleister der Autoren positionieren.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich suche noch immer einen eBook-Distributor, der (zum fairen Preis) alle Kanäle bedient, bei dem ich mir aber trotzdem für jedes Projekt die Kanäle frei aussuchen darf UND der mir tagesaktuelle Verkaufsstatistiken liefert. Das würde mir ersparen, Amazon, Apple, Kobo, Google und so weiter jeweils selbst zu bedienen.

Dass ich ohne Verlag auch stationäre Buchhandlungen erreiche (damit meine ich jetzt nicht die Bestellbarkeit via VLB, sondern physische Präsenz im Regal), davon wage ich gar nicht zu träumen. Wenn ICH Chef von Thalia oder Hugendubel wäre, würde ich ja ein eigenes Self-Publishing-Programm starten, aber mit dem zusätzlichen Versprechen an die Teilnehmer, die Top100 exklusiv in meinen Filialen zu präsentieren – vorausgesetzt, sie binden sich exklusiv an mein Angebot.

Ich glaube, der Buchhandel unterschätzt immer noch, was der wirklich innige Kontakt zwischen Self Publishern und deren Lesern ihm bringen könnte. Amazon macht das mit dem KDP-Select-Programm wirklich sehr klug. Wer immer als Autor daran teilnimmt, lockt seine Leser natürlich auch im Eigeninteresse nicht in den Buchladen um die Ecke, sondern zu Amazon.de.

Wo finden wir Sie im Internet?

Ich versuche, überall dort zu sein, wo meine Leser sind. Das hängt dann sehr vom Projekt ab. Für “Meltworld Shanghai” etwa war Hauptperson Hannah Harlof bereits Monate vor Erscheinen des Buchs bei Facebook aktiv. Sie hat dort reale Ereignisse aus Shanghai gepostet, die dann auch im Buch vorkamen und zur phantastischen Geschichte passen – etwa die Story eines Mannes, der auf offener Straße eine Frau überfällt und ihr das Gesicht zerbeißt.

Zu jedem Buch gibt es eigene Websites, aktuell etwa zu www.beisha-getoetet.de oder zu meltworld-shanghai.de. Mein neuestes Projekt, die Self-Publisher-Bibel, versuche ich quasi unter den Augen der Leser auf selfpublisherbibel.de zu entwickeln. Bei Twitter (@mmatting, @SelfPubBibel, @HannahHarlof, @Pham_Kim_Dao …) bin ich ebenfalls zu finden.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Matthias Matting

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