Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern oder im Bereich Publishing?
Ich leite die MyPoolitzer GmbH, die eine cloudbasierte Einreichungssoftware mit automatischer KI-Erkennung entwickelt hat. Verlage und Agenten können mit unserer Software den gesamten Einreichungsprozess organisieren und gleichzeitig prüfen, ob die hochgeladenen Texte durch Künstliche Intelligenz erstellt wurden.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Vormittags kreativ. Nachmittags administrativ.
Wie verändert sich Ihre Arbeit (z.B. durch die fortschreitende Digitalisierung)?
Viele Aufgaben können wir heute in einem Bruchteil der Zeit erledigen, so zum Beispiel das Programmieren und die Grafikgestaltung. Zudem ermöglichen digitale Kommunikationskanäle eine extrem preiswerte, schnelle und breite Übertragung von Inhalten. Bei etablierten Partnerschaften und Prozessen ist das ein enormer Effizienzgewinn. Zum Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen dagegen nimmt die Wirksamkeit der digitalen Kommunikation immer weiter ab. Das ist leicht zu erklären: Seit 2010 hat sich das Volumen der jährlich generierten Datenmenge um das 60fache erhöht. Die meisten Menschen können das nicht mehr verarbeiten und sieben daher massiv aus. Wir setzen deshalb wieder vermehrt auf Firmenbesuche, Branchentreffs und Messen, wo wir unseren zukünftigen Kunden und Partnern persönlich begegnen können.
Welche Erfolge konnten Sie in letzter Zeit feiern?
Seit diesem Jahr kann unser Programm – neben Deutsch und Englisch – auch Texte in 13 weiteren Sprachen auf KI prüfen lassen. Damit öffnet sich für uns der internationale Markt.
Wo hakt es? Was ist eine Herausforderung, für die Sie eine Lösung suchen?
Das Thema KI-generierte Inhalte wird von vielen Verlagen und Agenten noch sehr zurückhaltend angegangen. Hier müssen wir bessere Aufklärungsarbeit leisten und das Problembewusstsein schärfen. Man spricht zwar allerorts über die Risiken von KI, meint aber, selbst davon nicht betroffen zu sein. Das Gegenteil ist leider der Fall. Amazon wird bereits seit geraumer Zeit durch KI-erzeugte Bücher überflutet. Diese Werke kommen zwar aus dem Self-Publishing-Bereich, doch die Verlockung, mit einem KI-generierten Text einen lukrativen Buchvertrag zu ergattern, ist extrem groß. Insbesondere da die Leistungsfähigkeit der KI-Programme rasant zunimmt. Sie produzieren nicht nur Inhalte, sondern sie können auch die Schreibstile bekannter Autorinnen und Autoren erfolgreich kopieren.
Wer sollte Sie ggf. kontaktieren? Welche Art von Kontakten wäre hilfreich?
Grundsätzlich alle, die den Prozess der Manuskripteinreichung effizienter und sicherer gestalten möchten.
Wo finden wir Sie im Internet?
Wir sind unter www.mypoolitzer.com zu finden.
Wen sollten wir auch mal fragen? Wer macht Zukunftsweisendes im Publishing?
Michael Bhaskar, britischer Verleger, Autor und Forscher, der sich mit künstlicher Intelligenz und der Zukunft der Verlagsbranche beschäftigt.
Die Abschlussfrage darf natürlich nicht fehlen: Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?
»Pfaueninsel« von Thomas Hettche ist ein großartiger Roman über die Schönheit und Kraft des Individuums. Er lehrt, die Vergänglichkeit zu akzeptieren, ohne darüber die Vergangenheit zu verlieren.
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