Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)
Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?
Mein Name ist Madjid Mohit und ich leite in Bremen den Sujet Verlag – ein kleiner Verlag, der sich auf Luftwurzelliteratur spezialisiert hat. So nennen wir eine Literatur, die verschiedene Kulturen verbindet und oft von Menschen geschrieben wird, die in einem anderen Land eine neue Heimat gefunden haben und dort eine andere Art von Wurzeln schlagen – Luftwurzeln.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Jeder Tag ist anders, aber natürlich gibt es bestimmte Konstanten. Ich bin meistens von 9 bis 17 Uhr im Büro, oft länger. Einmal wöchentlich haben wir eine Besprechung in unserem kleinen, engagierten Team, in der wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand bringen, Aufgaben verteilen und Projekte planen. Ansonsten verbringe ich viel Zeit am Telefon und mit organisatorischen und planerischen Aufgaben. Hin und wieder unterbrechen Termine den Tagesablauf und regelmäßig finden Veranstaltungen des Verlags statt – vor allem in Bremen und Hamburg – bei denen ich auch fast immer dabei bin. So können die Tage manchmal sehr lang werden. Aber ich genieße die abwechslungsreiche Arbeit und vor allem die persönlichen Kontakte zu Autoren, Kooperationspartnern und Lesern.
Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?
Meine Arbeit hat sich sehr stark verändert. Ich war schon im Iran, meinem Heimatland, als Verleger tätig, musste das Land aber wegen der Zensur verlassen, weil ich einfach nicht mehr frei arbeiten konnte. In Deutschland musste ich zunächst die Sprache lernen, bevor ich wieder in meiner Branche aktiv sein konnte. Das war nicht leicht. 1996 gründete ich den Sujet Verlag und brachte eine deutsch-persische Zeitschrift heraus. Nebenbei nahm ich verschiedene Druckaufträge an, um den Verlag halten und aufbauen zu können. Auf verschiedenen Wegen lernte ich Autoren kennen, die den Verlag stark geprägt haben. Auch das Konzept der Luftwurzelliteratur ist langsam gewachsen. Ich bemerkte, dass der Begriff Exilliteratur nicht zu dem passt, was unsere Autoren schreiben: Sie blicken nicht wehmütig auf ihr Heimatland zurück, sondern betrachten ihre neue Umgebung kreativ und bereichern sie. Mittlerweile haben wir circa 140 Titel im Programm, sind auf mehreren Buchmessen vertreten, haben Homepage und Facebook-Seite und arbeiten kontinuierlich im Team an neuen interessanten Buchprojekten.
Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?
Das Marketing für die Bücher bereitet uns immer noch Probleme. Unsere Titel sind nicht geeignet für Bahnhofsbuchhandlungen, ihre besondere Ausrichtung lässt sich oft nicht sofort vermitteln und es fehlen auch oft die personellen Kapazitäten für ein breites und kontinuierliches Marketing.
Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?
Alle, die sich für Luftwurzelliteratur interessieren: Institutionen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, Veranstaltungsorte, die einen Autor oder eine Autorin für eine Lesung einladen möchten, Journalisten oder Blogger, die über die Bücher oder den Verlag berichten wollen. Aber auch Autoren, deren Texte ins Verlagskonzept passen, und natürlich Leser.
Wo finden wir Sie im Internet?
Auf der Verlagsseite, aber auch auf Facebook und Twitter.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
Bildquelle: Madjid Mohit