André Gstettenhofer: Unsere Rolle als Verlag wird sich in Zukunft verstärkt in Richtung Talente entdecken und aufbauen verlagern

André Gstettenhofer
André Gstettenhofer

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist André Gstettenhofer, Gründer und Verleger beim Zürcher Salis Verlag. Mein Ausbildungshintergrund liegt in Marketing und PR, ich habe in den 1990er-Jahren lange in der Musikindustrie (Sony Music damals) gearbeitet und danach von 2001 bis zum Konkurs 2006 beim renommierten Fotografie-Verlag Scalo. Salis kümmert sich seit Frühjahr 2007 um junge Schweizer Literatur (z.B. Andri Perl, David Signer und Mireille Zindel), um Schweizer Krimis sowie um Sachbücher zu gesellschaftlichen und politischen Themen (Jon Ronson, Georg Kreis, Klaus Heer). 4 Bücher pro Saison ist die Limite, immer auch mit dem Anspruch der guten, sorgfältigen Gestaltung. Da Salis ein Kleinstverlag ist, kümmere ich mich als Verleger um alles ausser dem Lektorat (Patrick Schär) und einem Teil der Administration (Andreas Koller). Bücher zu machen ist relativ einfach, mit den Büchern dann im Bezug auf den Verkauf was zu machen, schon schwieriger.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

Wir können nun dank iPad, iPhone, Kindle, Web etc. zwischen Medien wählen, das Buch ist nicht mehr die einzige Form zur Veröffentlichung eines Textes. Unsere Rolle wird sich in Zukunft verstärkt in Richtung Talente entdecken und aufbauen verlagern und wir können uns überlegen, in welcher Form und Kombination wir welche Texte veröffentlichen. In der Musikindustrie habe ich miterlebt, wie durch MP3 und Napster alles bachab gegangen ist und die komplette Branche (ausser vielleicht Tim Renner) die Entwicklung total verpennt hat. Dies scheint bei uns nicht zu passieren, alle die ich kenne, sind in irgendeiner Form daran, mit elektronischen Inhalten zu experimentieren. Ich glaube auch nicht, dass das Buch verschwinden wird und der Markt für eBooks – ausser dem Fachbuch – riesig werden wird. Eher glaube ich daran, dass sich mit der Zeit eine spezielle Form von Literatur für die elektronischen Medien entwickeln wird, die z.B. den klassischen, gedruckten Roman nicht direkt konkurrenziert.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Finanzierung? Zeitnot? Sorgen und Nöte der AutorInnen? Die grossen Buchhandelsketten als uneinnehmbare Festung? Die neue Rechtschreibung? Zu viele unaufgeforderte Manuskripte? ……………………… (Eigene Vorschläge)? Wählen Sie eins aus. Zum Glück sehe ich dies alles als Ansporn und neige nicht zum Pessimismus.

Wo finden wir Sie im Internet?

Web: www.salisverlag.com
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Bildquelle: André Gstettenhofer
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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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2 comments

  1. Lieber Herr Wattig,

    ich müßte dringend Herrn André Gstettenhofer erreichen, wegen einer eiligen Rezension. Allerdings bekomme ich auf meine Mails keine Antwort, im Verlag geht niemand ans Telefon. Könnten Sie mir mit der (privaten) Telefonnummer von Herrn André Gstettenhofer aushelfen?
    Mit Dank und herzlichem Gruß, Michael Schornstheimer (ARD-Hörfunk)

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