Uwe Ross: Buchscanner – Made by Do It Yourself

Der Originalbeitrag ist bei “Buchkammer” erschienen.

Uwe Ross: Buchscanner – Made by Do It Yourself

In diesem Beitrag möchte ich Ihnen mein aktuelles Projekt vorstellen. Es geht um den Bau eines Buch-Scanners, also um ein Gerät, das es ermöglicht, Bücher und deren Inhalt zu digitalisieren.

Vorab der Hinweis, dass das Digitalisieren von urheberrechtlich geschütztem Material für den Privatgebrauch (noch) nicht verboten ist. Vergleichbar mit dem Herstellen einer privaten Kopie von Audio CD’s oder DVD’s wird im Grunde nur einer Zerstörung des Originales durch unsachgemäßen Umgang vorgebeugt. Wie sich die Gesetzeslage in dieser Richtung in den nächsten Monaten oder Jahren entwickelt, bleibt abzuwarten.

Werke, die der Gemeinfreiheit unterliegen, also Schriftentum dessen Urheber vor mehr als 70 Jahre verstorben ist, dürfen kopiert, veröffentlicht und weitergegeben werden, sofern keine vererbbaren Ansprüche der Hinterbliebenen bestehen (§ 64 UrhG).

Ein Beispiel dafür wären die Schriften von Sigmund Freud. Er starb 1939 und dieses Jahr ist es erstmals möglich, seine Originale neu zu veröffentlichen, ohne die Nutzungs-, Lizenz- oder Urheberrechte zu verletzen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Buch in digitalisierter Form vorliegt, damit es der Druckerei übergeben oder gar in Eigenregie gedruckt und hergestellt werden kann.

Letzteres ist übrigens, vergleicht man die heutigen technischen Möglichkeiten mit den Herstellungskosten für Bücher, gar nicht mal unmöglich. Günstige und brauchbare Schwarz/Weiß-Laser-Drucker ab 200,- Euro können bereits heute Seiten für Preise ab 1,3 Cent/Blatt ausdrucken. Buchbindehandwerk und Herstellung von einfachen Klebebindungen für Taschenbücher werden in unzähligen Workshops im Internet und diversen Fachbüchern auch für Laien verständlich vorgestellt und detailreich beschrieben.

Was halten Sie z. B. von einer in Leder gebundenen Ausgabe des Originales von Warum Krieg? (Briefwechsel Sigmund Freuds mit Albert Einstein) oder gar einer Kopie der Gutenberg Bibel, die sicher auch in Ihrem Bücherregal einen besonderen Platz einnehmen würde? Nun, an dieser Stelle möchte ich dem Tatendrang nicht vorgreifen und mich auf das bisher Geleistete beschränken.

Daher an dieser Stelle auch der Hinweis, dass mein Bookscanner keinesfalls schon fertig ist oder bereits Testläufe vorliegen. Nur soviel vorab. Wenn das Gerät und die Software in absehbarer Zeit problemlos arbeiten, können Bücher bis zu einer max. Größe von 40 cm x 34 cm eingescannt und digitalisiert werden.

Auch geht es keinesfalls in meinem Projekt darum, Google Books nachzuahmen oder gar in direkte Konkurrenz zu treten. Sicher kann ich aber einen kleinen Beitrag dazu leisten, wichtige Bücher in ihrer ganzen Schönheit und vor allem des Inhaltes wegen für alle Zeit zu erhalten, weil diese dann digitalisiert vorliegen und an jedem Ort der Welt veröffentlicht werden können.

Dieser Workshop, der sich mit der Herstellung und dem Gebrauch eines Buchscanners beschäftigt, wird ständig erweitert und aktualisiert. Schauen Sie also öfter mal hier vorbei, wenn Sie das Thema interessiert. ;-)

Wer den einfachen Weg einschlagen möchte und aus einem schier unbegrenzten finanziellen Topf schöpfen kann, dem empfehle ich einen Blick auf den professionelle Buchscanner der Firma Treventus und/oder die Espresso Book Maschine der Firma On demand books. Die Espresso Book Maschine kann, digitalisierte Buchdateien vorausgesetzt, ein ca. 300 Seiten umfassendes Buch in weniger als 4 Minuten herstellen.

Übrigens wurden im Oktober 2009 bereits Espresso Book Maschinen an 25 Standorten weltweit betrieben. Schätzungsweise schlappe 200.000 USD sollten ausreichen, um sich diese beiden Zukunftsmaschinen zu besorgen.

Wer sich aber für 200,- bis 300,- Euro einen Buchscanner im Eigenbau herstellen möchte, der ist hier richtig. Ich werde versuchen, die Schritte auf meinem Weg zum fertig digitalisierten Buch so genau wie möglich zu beschreiben. Falls etwas unklar sein sollte, steht Ihnen für Fragen oder konstruktive Kritik die Kommentarfunktion zur Verfügung.

Die Idee für das Ganze holte ich mir, wie soll es anders sein, natürlich aus dem Internet. Es gibt sogar eine private englischsprachige Seite, die sich mit dem Bau eines Buchscanners beschäftigt und die auch als Grundlage für mein, ich nenne es mal vorsichtig Vehikel, dient.

Auf DIY Book Scanning erhalten sie alle relevanten Informationen, um mit dem Bau Ihres Buch-Scanners zu beginnen. Auch die verwendete Software Scan-Tailor und deren Gebrauch wird beschrieben. Ein angeschlossenes Forum und die News informieren über Aktuelles und geben erste Hilfestellungen.

Was habe ich nun für meinen Buchscanner verwendet? Etwas Holz, eine Plexiglasplatte (glasklar), einige Schubladenschienen und einen Halogenstrahler (120 Watt) aus dem Baumarkt mit den 3 Buchstaben. Schrauben und Muttern hatte ich noch reichlich hier rumliegen. Zusätzlich wurden 2 ausziehbare Stative mit 3D Kopf angeschafft, die die beiden teuersten Investitionen des Projektes, 2 Digitalkameras des Typs Canon Powershot A590 IS, sicher fixieren. Bisher sind Kosten von ungefähr 80,- Euro (ohne die Kameras) entstanden.

Uwe Ross: Buchscanner – Made by Do It Yourself

Natürlich können auch andere, höherwertige digitale Spiegelreflexkameras oder ähnliche Typen verwendet werden, aber diese Kamera bietet derzeit nach Meinung vieler Forumsteilnehmer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Auflösung von 8 Mio. Megapixel sollte bei Ihrer eventuell vorhandenen Digitalkamera nicht unterschritten werden, um auch größere Bücher in akzeptabler Qualität zu scannen bzw. fotografieren zu können.

Auch ist es wichtig, dass Ihre Kamera die SDM/CHDK-Fähigkeit besitzt, um den elektronischen Impuls zum manuellen Auslösen zu empfangen. Schauen Sie im Zweifelsfall im Handbuch Ihrer Digitalkamera nach. Die Canon Powershot A590 IS besitzt diese minimalen Voraussetzungen und kann im Schnitt für 75,- bis 120,- Euro käuflich erworben werden, da die Kamera nicht mehr ganz aktuell, aber dennoch und nicht nur bei Book-Scanner-Bauern wegen ihrer vielen Funktionen sehr beliebt ist.

Eine habe ich schon erwischt, sie kostete 89,90 Euro incl. Versand. Woher, na raten Sie mal. Auf ebay werden immer mal welche privat und gewerblich versteigert.

An dieser Stelle der Hinweis, dass in dem Fall der Kauf via gewerblichen Anbieter erfolgen sollte, da man die Kamera, sollte sie defekt sein, an den Verkäufer zurück schicken kann und dieser das Teil zurück nehmen muss. Nicht mal die Versandkosten braucht man zu bezahlen, da der Wert der Kamera oder der Auktionspreis mit Sicherheit über 40,- Euro liegen dürfte.

Bei privaten Anbietern haben Sie nicht unbedingt das Recht, die Kamera zurück zu senden falls sie nicht funktionieren sollte, da ein Privatanbieter nicht dazu verpflichtet ist und meist nur auf Kulanz des Verkäufers vertraut werden kann. Schauen Sie sich aber immer und unbedingt die Bewertungen des jeweiligen Verkäufers an, um späteren Ärger und Stress zu vermeiden.

Zurück zum Thema. Gerade gestern ist mir meine 2. Kamera durch die Lappen gegangen. Ich habe auf 2 Exemplare ungefähr 50 Cent zuwenig geboten. :-(

Na ja, warten wir auf das nächste Angebot, es eilt ja nicht. Falls Sie noch nicht wissen, wie man effektiv auf ebay bieten sollte, empfehle ich Ihnen einen Blick in den Workshop Online Auktionen erfolgreich gewinnen.

Uwe Ross: Buchscanner – Made by Do It Yourself

Nun was brauchen wir noch? Einen Auslöser, der beiden Kameras sozusagen den Befehl gibt, 2 Buchseiten auf einmal zu fotografieren. Im Forum des DIY Bookscanners ist auch ein Eigenbau eines Auslösers beschrieben. Ich habe mich für ein fertiges Modell des Types Ricoh CA-1 entschieden. Kostenpunkt um die 30,- Euro z. B. beim größten Gebrauchtbuchhändler im WWW, der auch Elektronikartikel und anderes diverses Zeug anbietet.

Uwe Ross: Buchscanner – Made by Do It Yourself

Was noch? Ein sogenanntes Y-Kabel, dass den 5 Volt Impuls zum Auslösen an beide  Kameras weiterleitet und, wenn nicht im Lieferumfang Ihrer Kameras vorhanden 2 Datenkabel zur Verlängerung.

Uwe Ross: Buchscanner – Made by Do It Yourself

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Uwe Ross: Buchscanner – Made by Do It Yourself

Und diese eigenartige aber wohl einmalige Konstruktion, falls ihr Buchscanner zu den etwas größeren Exemplaren gehören soll. Da der, ich nenne ihn einfach mal Schlitten, auf Grund seiner Größe doch ziemlich schwer geworden ist, habe ich den Buchscanner um ein Gewichtsausgleichkonstrukt (was für ein Wort) ergänzt, das es nun ermöglicht, den Schlitten mit dem kleinen Finger zu bewegen. Die 2 Gewichte einer Hantel sorgen, an einer geflochtenen Angelschnur und über 4 Umlenkrollen geführt, sozusagen für eine leichte Auf- und Abfahrt des Schlittens.

Ja liebe Besucher der neuen Bundesländer, das sind Teile aus einem Stabilbaukasten der ehemaligen DDR. Mein Schwager hatte sie für meine beiden Neffen vor vielen Monden eingekauft und gesammelt. Die Lausbuben spielen aber heute viel lieber mit Nintendo, Lego und Co. Glück für mich, Pech für die pädagogisch wertvolle Entwicklung meiner Neffen, aber das ist ein anderes Thema. ;-)

An Arbeitszeit, um den Scanner soweit fertig zu stellen wie er auf den oberen Fotos dargestellt ist, habe ich ca. 20-25 Stunden aufgewendet. Je nachdem, wie handwerklich geschickt Sie sind, können Sie diese Zeit unter- bzw. überbieten.

Wenn ich nun in den nächsten Tagen meine 2. Kamera erwische und auch erhalte, kann ich mit den weiteren Testläufen fortfahren und die Software ausprobieren.

Wie bereits oben erwähnt unterliegt dieser Artikel ständiger Aktualisierung und wird zu gegebener Zeit ergänzt.

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Nachtrag:

An dieser Stelle noch eine Ergänzung zu der verwendeten Kamera des Typs Canon Powershot A590 IS. Ich habe heute versucht, per Fernauslösung ein oder mehrere Bilder mit dem Ricoh CA-1 zu machen, indem ich ihn an die Kamera anschloss. Das Ergebnis war nicht das, was ich eigentlich erwartet hätte. Es tat sich nämlich gar nichts. Kein Bild, kein Impuls zum Auslösen des Apparates und der Gedanke, dass die Kamera bereits defekt geliefert wurde.

Am Auslöser selbst konnte es nicht liegen, da ich diesen mit einer anderen Ricoh Kamera getestet habe und wunderbare Ergebnisse erzielen konnte, also Bilder per Fernauslöser schoss.

Das Problem lag, wie so oft, an den fehlenden Informationen zum Thema CHDK. Die Voraussetzung für Kameras, die an diesem Projekt Buchscanner teilnehmen dürfen ist, wie bereits weiter oben erwähnt, die Möglichkeit, den Funktionsumfang der Kamera mit CHDK zu erweitern.

CHDK greift nicht etwa in die Original-Firmware ein, sondern setzt sozusagen auf ihr auf und kann jederzeit entfernt werden. Ein Update der vorhandenen Firmware auf der Kamera erfolgt also nicht. Aber, ohne die Erweiterung CHDK funktioniert auch eine Steuerung via USB Kabel bzw. Auslöser nicht. Es ist also unbedingt erforderlich, sich das entsprechende CHDK Firmware Update für seine Kamera zu besorgen und aufzuspielen, da dieses vom Hersteller aus nicht installiert wird.

Nach 1-2 Stunden Lektüre, ausprobieren und testen sollte ihre Kamera dann ebenfalls via Fernauslöser ansteuerbar sein und die gewünschten Ergebnisse, sprich die Bilder schießen. Weitere Informationen erhalten Sie auf den Seiten des CHDK-Forums und der CHDK-Wiki. Falls dahingehend noch Fragen auftauchen, bin ich natürlich auch bereit, im Rahmen meiner Möglichkeiten zu helfen. Nutzen Sie in dem Fall einfach die Kommentarfunktion dieses Artikels oder schreiben Sie mir ein Mail.

Fehlt eigentlich nur noch die 2. Kamera für das Projekt, um die Bilder mit der Software Scan-Tailor weiter zu verarbeiten. Ich liege schon auf der Lauer, aber es gestaltet sich nicht so einfach, einen Kameratyp dieses Kalibers zu erhaschen.

Seien Sie also demnächst gespannt auf die weiteren Entwicklungen und Ergänzungen zum Buchscanner DIY (Do it yourself).

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Weitere Informationen zu Digitale Sammlungen oder der Wikisource, die sich mit dem Sammeln von urheberrechtsfreien Quelltexten beschäftigen, finden Sie auf den jeweiligen Webseiten.

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Gerne lade ich Sie an dieser Stelle auch in den neuen Anzeigenmarkt für antiquarische, vergriffene und seltene Bücher ein, der für Sie geöffnet ist.

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