Martin Fröhlich: Wir geben wirklich alles für PaperC, 24/7 könnte man sagen

Martin Fröhlich: Wir geben wirklich alles für PaperC, 24/7 könnte man sagenWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Martin Fröhlich, Wirtschaftswissenschaftler und Mitgründer der Fachbuchplattform PaperC. PaperC ist Startup des Jahres 2009 und Gewinner des AKEP-Awards für digitales Publizieren. Auf unserer Online-Plattform kann man Fachbücher komplett kostenlos lesen und durchsuchen, von der ersten bis zur letzten Seite. Viele werden sicher fragen, wie sich das finanzieren lässt. Denn das ist ja zur Zeit das große Problem in der Buchbranche: Wie kann man im Internet mit Büchern Geld verdienen? Wie reagiert man auf Buchpiraterie und die ablehnende Haltung der Nutzer gegenüber Paid Content?

PaperC löst das Problem über ein sogenanntes Freemium-Modell. Das heißt, wir stellen Fachbücher umsonst zum Lesen zur Verfügung, bieten aber auch kostenpflichtige Premium-Funktionen. Bei PaperC ist das das Management eigener Literatur im Netz. Das ist für Leute, die sich intensiv und über eine längere Zeit mit ihrer Fachliteratur auseinandersetzen, sehr komfortabel. Man kann auf PaperC eine eigene Online-Bibliothek anlegen und dort Zitate und einzelne Seiten speichern, Texte markieren und mit eigenen Notizen versehen. Sogar Quellenangaben erstellt PaperC auf Wunsch automatisch. Für diese Dienste und für das Ausdrucken fallen 10 Cent pro Seite an. PaperC erleichtert wissenschaftliches Arbeit immens, und dafür sind die Nutzer gewillt zu zahlen.

Als Felix Hofmann, mit dem ich PaperC gegründet habe, seine Diplomarbeit schrieb, pendelte er zwischen St. Gallen und Berlin. Dabei schleppte er die ganze Zeit Fachliteratur hin und her. Das war der Auslöser für die Idee. Es gibt viele andere Aspekte, die derzeit an der Arbeit mit Fachliteratur umständlich sind: Man ist an die Öffnungszeiten von Bibliotheken gebunden, oft sind die Bücher vergriffen oder man steht stundenlang am Kopierer. Diese Zustände waren die Motivation für uns, PaperC zu gründen.

Wie verändern die digitalen Medien bzw. das Internet Ihre Arbeit?

PaperC ist ohne das Internet nicht denkbar und Teil der Medienrevolution, die im Netz gerade stattfindet. Wie das Netz wird sich auch PaperC und damit unsere Arbeit ständig weiterentwickeln. Die Digitalisierung ist das zentrale Thema, auf dem unser Projekt aufbaut. PaperC betrachtet den Umgang mit Fachliteratur ganz neu. Unsere These ist, dass man Fachliteratur online komfortabler, schneller und effektiver managen kann. Da ist noch vieles denkbar, wie beispielsweise kollaboratives Arbeiten an Fachtexten.

Klar ist auch: Das Netz hat eine Revolution des Wissens ausgelöst. Doch in der Wikipedia schreiben Autoren immer noch das zusammen, was anderswo schon auf Papier steht. PaperC soll bestehende Bestände digitalisiert und vor allem kostenfrei ins Netz integrieren. Der Gedanke, der hinter Wikipedia oder etwa der Open Access-Bewegung steht, ist auch bei PaperC Programm: Wissen ist für alle da. Doch hinter Büchern steht auch eine Menge Mühe, Arbeit und Geld. Wir geben den Verlagen die Möglichkeit, mit ihren Inhalten im Netz Geld zu verdienen.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Das typische Problem bei PaperC ist das aller jungen Startups: Ein kleines Team und ein großer gemeinsamer Traum. Felix Hofmann, ich und Lukas Rieder, unser dritter im Bunde, geben wirklich alles für PaperC, 24/7 könnte man sagen. Zusammen mit unseren freien Programmierern, Textern und Designern entwickeln wir laufend Lösungen, die die Plattform weiterbringen und trotzdem unseren Ressourcen entsprechen. Das ist manchmal nicht einfach, aber bisher läuft es gut, dank des großen Engagements aller Beteiligten.

Wo finden wir Sie im Internet?

Ganz einfach auf http://paperc.de

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Diese vier Fragen werden regelmäßig von Leuten aus der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Probleme in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen in Ihrer Bucharbeits-Umgebung bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen.

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